Berufspraktikum in Ecuador
Seit 2010/11 kooperiert die Reutlinger Fachschule mit der deutschen Schule in Cuenca, einer ecuadorianischen Stadt hoch in den Anden Lateinamerikas. Für den ecuadorianischen Kindergarten sollte damals ein neues Konzept entwickelt werden: ein erweiterter Blick auf das kindliche Spiel, die Einführung des Freispiels sowie die Etablierung der Projektmethode für die Bildungsarbeit am Kind. Später erweiterte sich die Bildungsarbeit um das WWH-Konzept (Weltwissen-Haus) sowie um die Konzeption des Fremdsprachenerwerbs durch "native speaker". Unsere Fachschule bietet jedes Jahr Plätze für das BP-Praktikum in Ecuador.
Einblick in die Immersionsmethode: Bericht vom BP in Ecuador
Im Schuljahr 2022/23 absolvierten drei angehende Erzieherinnen unserer Fachschule ihr Berufspraktikum im Kindergarten des Colegio Alemán Stiehle in Cuenca/ Ecuador. Für die enge Theorie-Praxis-Verzahnung in der Erzieherausbildung begleitete die Dozentin Eva Rein die drei Berufspraktikantinnen in ihrem letzten Ausbildungsjahr zuerst aus der Ferne via Online-Meetings und dann vor Ort für die zu absolvierenden Praxisbesuche, die es im letzten Ausbildungsjahr abzulegen gilt. Sie reiste dafür im März 2023 nach Ecuador in die Andenstadt, um Marie, Shakira und Elena zu „besuchen“. In einer anderthalbwöchigen Kompaktphase wurden Studientage, Hospitationen und Fortbildungen durchgeführt sowie Praxisbesuche abgenommen.
Nach bereits gut sieben Monaten in der Ferne berichteten die drei BP-Praktikantinnen, dass die Arbeit im Kindergarten des Colegio und das Leben in einer anderen Kultur viele spannende Herausforderungen bietet und sehr bereichernd ist. Nach der ersten Zeit und der Eingewöhnung im Kindergarten, hat jede der drei ihren Platz gefunden und Beziehungen zu den Kindern, Eltern und Kolleg*innen aufgebaut.
Der Kindergarten arbeitet in seiner pädagogischen Konzeption im Schwerpunkt angelehnt an den Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten sowie an die Vorgaben des Erziehungsministeriums von Ecuador. Weiter ist die Arbeit nach der sogenannte Immersionsmethode das Aushängeschild des Kindergartens und der Schule. Für die Immersionsmethode arbeitet in jeder Kindergartengruppe eine ecuadorianische Fachkraft und ein „native speaker“ für Deutsch. Die jeweilige Fachkraft spricht das Kind ausschließlich in ihrer Muttersprache an und ermutigt das Kind, in dieser Sprache zu antworten. Die Kinder können somit mit dem sogenannten „Sprachbad“ in die deutsche Sprache eintauchen und dadurch eine weitere Sprache erlernen. Bei diesem „Sprachbad“ sind die Kinder in ihrem Kindergartenalltag dauerhaft mit der deutschen Sprache umgeben. Damit wird das Grundprinzip "eine Person - eine Sprache" erfüllt und es kommt zu keinen Sprachenvermischungen.
Während der Zeit in Cuenca hatte die Dozentin die Möglichkeit, neben der Abnahme der Praxisbesuche die Berufspraktikantinnen im Kindergartenalltag zu erleben. Spannend zu sehen war, wie die BPs die Immersionsmethode im täglichen Miteinander mit den Kindern umsetzten. Die Praktikantinnen waren zum Teil ohne viel Spanischkenntnisse nach Ecuador gereist und hatten nun nach 7 Monaten keine Mühe mehr, die Kinder auf Spanisch zu verstehen und ihnen auf Deutsch zu antworten.
Das Colegio Alemán Stiehle baut einen neuen Schul- und Kindergartenkomplex etwa 15 Kilometer vom bisherigen Standort entfernt und theoretisch hätten Marie, Elena und Shakira im Neubau ihr Berufspraktikum gestartet. Der Bau verzögerte sich allerdings, so dass ein Umzug in das neue Gebäude erst im August 2023 (ohne die BPs) stattgefunden hatte. Die Baustelle konnte aber von der Dozentin besichtigt werden und Eva Rein bekam einen guten Einblick, was für ein tolles Gelände für die Kinder in naher Zukunft geschaffen werden soll.
Auch im Schuljahr 2023/2024 sind wieder drei Schülerinnen der Evangelischen Fachschule nach Ecuador gereist, um ihr Berufspraktikum dort zu absolvieren. Wir freuen uns, die Kooperation mit dem Kindergarten des Colegio Alemán Stiehle (nun am neuen Standort) weiter vertiefen zu können.
Rahel, Melanie und Debora absolvieren 2018/19 ihr Berufspraktikum in Cuenca/Ecuador
Drei angehende Erzieherinnen unserer Fachschule absolvieren im Schuljahr 2018/19 ihr Berufspraktikum im Kindergarten des Colegio Alemán Stiehle in Cuenca Ecuador. Kürzlich reiste Dozentin Tanja Bauer in die Andenstadt Cuenca, um Rahel, Melanie und Debora vor Ort zu besuchen und im Berufspraktikum zu begleiten. In einer einwöchigen Kompaktphase wurden Studientage durchgeführt und Praxisproben abgenommen. Nach bereits gut fünf Monaten in Ecuador, resümieren die drei in einer Halbjahresbilanz, dass die Arbeit im Kindergarten des Colegio und das Leben in einer anderen Kultur viele Herausforderungen bietet und sehr bereichernd ist. Sie möchten diese Erfahrungen nicht missen und würden sich jederzeit wieder für das Auslandsjahr entscheiden.
Konzeption Fremdsprachenerwerb: deutsche „native speaker“ in der Kita in Ecuador
Heute arbeiten im Kindergarten regelmäßig pädagogische Fachkräfte aus Ecuador und aus Deutschland zusammen. Für die sprachliche Förderung der Kinder wurde die sogenannte Immersionsmethode eingeführt, das heißt die zu lernende Sprache wird in der Kita konsequent neben der Erstsprache als Alltagssprache verwendet. Die jeweilige Fachkraft spricht also das Kind ausschließlich in ihrer Muttersprache an und ermutigt das Kind, in dieser Sprache zu antworten. Damit wird das Grundprinzip "eine Person - eine Sprache" erfüllt und es kommt zu keinen Sprachvermischungen. Die als „native speaker” eingesetzten Erzieherinnen vermitteln mit und neben der Sprache auch die Kultur des Landes.
Begeisterte Berichte
Die Mitarbeit im Kindergarten der deutschen Schule in Ecuador bedeutet eine wertvolle Auslandserfahrung. Unsere Berufspraktikantinnen, die diese Chance ergreifen, berichten immer wieder ganz begeistert von ihrem Jahr in Ecuador:
- Bereichernd ist der Umgang mit Andersdenkenden, anderen Kulturen und anderen Eltern, sowie auch die Arbeit in gemischten Teams aus unterschiedlichen pädagogischen Denkweisen.
- Die Persönlichkeit wird gestärkt bezüglich Durchhaltevermögen, neuen Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit, Reflexion des Gelernten …
- Die kommunikative Kompetenz wird erweitert und bezieht auch nicht-sprachliche Kommunikationsmöglichkeiten mit ein.
Zum Praxisbesuch in Cuenca
Auf eine enge Theorie-Praxis-Verzahnung in der Erzieherausbildung legen wir großen Wert. Für die Betreuung im Berufspraktikum hat Dozent Martin Mohr 2018 mehr als 10.000 Kilometer zurückgelegt: Er reiste nach Cuenca in Ecuador, um fünf angehende Erzieherinnen während ihres Praxiseinsatzes zu begleiten. Aus dem aktuellen Kurs waren Victoria, Sophia, Isabel, Madita und Sina erfolgreich mit ihrer Bewerbung. Seit letzten September arbeiten sie im Kindergarten der deutschen Schule in Cuenca. Alle anderen aus ihrer Klasse haben eine Praktikumsstelle im Umkreis von 50 Kilometer um Reutlingen. „Die Schülerinnen müssen ja einige Prüfungsaufgaben und schriftlichen Arbeiten erledigen“, so Mohr, „das versuchen wir über E-Mail und Skype zu begleiten. Da die fünf Praktikantinnen nicht an den regulären Studientagen teilnehmen können, haben wir das in Kompaktform durchgeführt, während ich in Ecuador war.“
Auch die von der Prüfungsordnung vorgesehenen Praxisbesuche hat der Dozent dort im Block umgesetzt. Jede Schülerin musste eine Aktivität für den Morgenkreis planen, vorbereiten, durchführen und anschließend mit ihrem Lehrer und der dortigen Anleiterin reflektieren. „Ich war daher jeden Vormittag im Kindergarten und habe die pädagogische Arbeit vor Ort kennen gelernt und die Auszubildenden beobachtet“, erzählt Mohr, „anschließend haben wir uns zusammengesetzt, Erfahrungen ausgewertet und offene Fragen besprochen. Die fünf Praktikantinnen aus Reutlingen machen das ganz hervorragend, trotz der vielen Hürden durch die spanische Fremdsprache.“ Im dortigen Kindergarten gehört es zur Konzeption, dass grundsätzlich pädagogische Fachkräfte aus Ecuador und aus Deutschland zusammenarbeiten. Jede Kindergartengruppe hat eine deutschsprachige Erzieherin. Denn für die sprachliche Förderung der Kinder wurde die sogenannte Immersionsmethode eingeführt, das heißt die zu lernende Sprache wird in der Kita konsequent neben der Erstsprache als Alltagssprache verwendet. „Die jeweilige Fachkraft spricht also das Kind ausschließlich in ihrer Muttersprache an und ermutigt das Kind, in dieser Sprache zu antworten“, erläutert Mohr, „damit wird das Grundprinzip "eine Person - eine Sprache" erfüllt und es kommt zu keinen Sprachvermischungen.“
Der gesamte Bericht kann als pdf-Datei heruntergeladen werden.