Passt ein Studium zu mir?
Wir haben ehemalige Auszubildende an unserer Fachschule gefragt, wie sie die Seminargruppen im Oberkurs erlebt haben und wie es mit dem Studium für sie weiterging. Danke fürs Mitmachen!
"Die Ausbildung war der wichtigste Grundstock"
Ich kann die klassische Ausbildung zur Erzieherin sehr empfehlen – für mich war es der wichtigste Grundstock für das weiterführende Studium. Wer direkt nach dem Abitur mit dem Bachelor-Studium „Frühkindliche Bildung“ beginnt, wird immer den Praxisanteil mit dem verzahnten Theorieunterricht der Ausbildung vermissen, dafür gibt es keinen Ersatz!
Mein Werdegang war so:
- Nach dem Realschulabschluss habe ich die staatlich anerkannte Ausbildung zur Erzieherin an der Kreuzeiche absolviert und gleichzeitig den Zusatzunterricht für die Fachhochschulreife besucht. Im Oberkurs habe ich am Studienmodell mit den zusätzlichen Seminargruppen teilgenommen.
- Während des Berufspraktikums war ich dann Teilzeit-Studentin in Ludwigsburg: Immer montags liefen dort die Vorlesungen. Nach dem Berufspraktikum bin ich direkt ins Vollzeitstudium eingestiegen und bekam drei Semester angerechnet. Das 5. Studiensemester habe ich als Praxissemester in Australien verbracht – das war eine geniale Erfahrung!
- Nach dem Bachelor-Abschluss arbeitete ich vier Jahre lang im Daimler-Betriebskindergarten. Dann habe ich mich zum Weiterstudieren entschlossen und mich für das Masterstudium „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ in Ludwigsburg beworben. Das Masterstudium ist nochmals deutlich anspruchsvoller und mit einem höheren Zeitaufwand im Vergleich zum Bachelor. Wer nebenher arbeitet, studiert oft drei oder vier Jahre lang, deshalb habe ich es als Vollzeitstudium belegt. Der Master ist auf jeden Fall inhaltlich sehr interessant: Im Vergleich zum Bachelor gibt es mehr Wahlmöglichkeiten und ich kann meine eigenen Schwerpunkte setzen. Das Thema meiner Masterthesis lautet: Prozessqualität in inklusionsorientierten Kindertagesstätten.
Künftig möchte ich gerne als Dozentin in der Erzieherausbildung arbeiten. Ich freue mich sehr darauf, die angehenden Erzieherinnen und Erzieher in den sozialpädagogischen Handlungsfeldern zu unterrichten, mit den Praxisstellen zusammenzuarbeiten und die Verzahnung der Lernorte Schule und Kita zu fördern.
Regina Scheffner
"Man lernt immer etwas dazu!"
Erzieherin war schon immer mein Traumberuf, die Arbeit mit Kindern und deren Familien macht mir einfach Spaß und ich habe das Gefühl, etwas bewirken zu können. Deshalb habe ich 2009 gleich nach dem Realschulabschluss mit der Ausbildung begonnen. Für die Evangelische Fachschule habe ich mich entschieden, weil sie einen guten Ruf hat und ich beim Tag der offenen Tür einen positiven Eindruck bekommen habe. Wichtig war mir auch, dass ich während der Ausbildung die Fachhochschulreife machen kann, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau wusste, was ich damit anfangen möchte. Als dann über die Seminargruppen im Oberkurs informiert wurde, war mir klar: „Das mache ich!“ Ich bekam Lust zu studieren, wollte aber auf keinen Fall im integrierten Studienmodell in Ludwigsburg studieren, sondern von zu Hause ausziehen und an einer großen Uni in einer richtigen Studentenstadt studieren.
Zunächst habe ich mein Berufspraktikum in Vollzeit absolviert und mich dann bei über zehn Hochschulen in ganz Deutschland für ein Bachelor-Studium beworben. Überall habe ich (auch aufgrund meiner Ausbildung) eine Zusage erhalten, aber nur zwei Universitäten haben mir eine Anrechnung meiner Erzieherausbildung zugesagt: Hildesheim (mit Einstufungstest) und Gießen. In Gießen habe ich dann nach nur vier Semestern den Bachelor-Abschluss „Bildung und Förderung in der Kindheit“ gemacht. Es war am Anfang nicht so leicht, sich auf dem riesigen Campus zurechtzufinden, und auch die versprochene Bestätigung der Anrechnung hat mich einige Nerven gekostet, aber inhaltlich war das Studium gut zu schaffen. Sehr hilfreich fand ich meine Praxiserfahrung aus der Ausbildung und dass wir in der Fachschule gelernt haben, wie man wissenschaftlich arbeitet. Nebenher habe ich als voll ausgebildete Erzieherin gearbeitet und Geld verdient, das hat super geklappt.
Die Ausbildung an der Fachschule und die Erfahrungen in der Praxis sind eine super Grundlage für ein Studium. Ich kann das nur jedem empfehlen. Auch wenn man in der Schule keine Einser-Noten hatte, ist das Studium gut zu schaffen. Da braucht man wirklich keine Angst zu haben!
Ich hatte große Lust weiter zu studieren. Man lernt immer etwas dazu! Bei den Masterstudiengängen gibt es allerdings keine so große Auswahl mehr, vor allem nicht im Bereich Frühe Bildung. An der Universität Köln, die genau meine gewünschte Fächerkombination anbietet, habe ich leider keinen Studienplatz bekommen, aber an der Universität Landau hat es geklappt, und zwar mit dem Hauptfach „Erziehungswissenschaften“ kombiniert mit „Pädagogik der frühen Kindheit“ als Nebenfach und „Interkulturelle Bildung“ als Wahlpflichtfach – in diesen beiden Themengebieten wollte ich unbedingt weiterstudieren. Ich komme jetzt ins dritte Mastersemester. Während ich im Bachelorstudium noch die Arbeit in einer leitenden Funktion im Kitabereich angestrebt habe interessiere ich mich jetzt mehr für die Erziehungsberatung und die Zusammenarbeit mit Eltern.
Helen Müller
"Die Erzieherausbildung ist eine gute Basis für die eigene Berufslaufbahn"
Zurzeit absolviere ich mein einjähriges Berufspraktikum in einer städtischen Kinderkrippe in Tübingen. Im Sommer habe ich parallel dazu das Studium „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg aufgenommen und besuche nun immer montags Seminare und Vorlesungen an der Hochschule. Für dieses Integrierte Studienmodell entschied ich mich bewusst während der Ausbildung, um die Möglichkeit zu erhalten, später in ein noch breitgefächertes Berufsfeld einsteigen zu können und mich mit aktuellen Forschungsergebnissen auseinandersetzen zu können. Außerdem bringt dieses Modell eine zusätzliche Abwechslung in die Ausbildungszeit, mit neuen Eindrücken, Erfahrungen und Herausforderungen.
Freude bereiten mir die praktische Arbeit, in der ich erste Berufserfahrungen sammeln darf, und die enge Verknüpfung mit theoretischem Wissen. Interessant finde ich auch, die unterschiedlichen Fachkräfte mit ihren ganz individuellen Kompetenzen und Fähigkeiten in der praktischen Arbeit erleben zu dürfen.
Meiner Meinung nach ist die Erzieherausbildung eine gute Basis für die eigene Berufslaufbahn, weil man von Anfang an theoretisches Wissen durch viele praktische Erfahrungen, Eindrücke und Übungsfelder ausfüllen kann.
Die zahlreichen Reflexionsgespräche während der Ausbildung lassen einen viel über die eigenen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale erfahren. Diese Auseinandersetzung mit der eigenen Person schafft im Beruf eine gewisse Klarheit über das eigene Verhalten und Handeln, das zu einer großen Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Reflexionsfähigkeit führt.
Ich kann diese Form der Ausbildung im Zusammenhang mit dem Integrierten Studienmodell allen Interessierten sehr empfehlen!
Lara Knak
"Dank dieser Ausbildung verbringe ich heute sehr gerne viel Zeit mit meinem Beruf"
Wir verbringen sehr viel Zeit in unserem Leben mit unserem Beruf. Aus diesem Grund habe ich mir meine Berufswahl nicht einfach gemacht. Nach meinem Abitur habe ich zunächst auf Lehramt studiert, jedoch nie so richtig Begeisterung für dieses Studium entwickeln können. In mir blieben oft Fragen unbeantwortet, die die kindliche Entwicklung betrafen, und so entschied ich, einen Schritt zurückzugehen und ein Berufsfeld zu wählen, das sich genau mit diesen Fragen beschäftigt.
Als ich also die Ausbildung zur Erzieherin an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik begonnen habe, hatte ich mich eben erst in meinem bisherigen Studiengang exmatrikuliert und war nun eine Quereinsteigerin, denn ich konnte aufgrund meines Abiturs das erste Jahr der Ausbildung überspringen. Vom ersten Tag der Ausbildung an war ich begeistert von den Lernfeldern, in denen wir ausgebildet wurden, und habe mich daher recht schnell zur Teilnahme an den Seminarkursen im Oberkurs entschieden. Es stellte für mich eine sehr gute Möglichkeit dar, bereits erlernte Inhalte zu vertiefen und auch noch einmal von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten. Wir lasen Texte im Original und diskutierten unsere Standpunkte zu verschiedenen Teilbereichen der frühkindlichen Bildung und Erziehung. Die Seminarkurse waren für mich eine sehr gute Möglichkeit zu prüfen: Möchte ich meine Ausbildung durch ein Studium ergänzen?
Ich entschied mich für 'Ja' und ging erneut an die Hochschule. Zunächst parallel zum Berufspraktikum und dann begleitend zu meinem regulären beruflichen Alltag. Ich habe den Studiengang "Frühkindliche Bildung Erziehung" an der pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg gewählt und dort vor einem Jahr meinen Bachelor erhalten. Zum Ende meines Studiums hin habe ich die Leitung eines Kinderhauses übernommen.
Auf die Frage, welchen hilfreichen Tipp ich einer heutigen Schülerin geben würde, möchte ich antworten: Nutze die Zeit der Ausbildung und erwäge alle Möglichkeiten der Weiterbildung. Probiere dich aus und gebe dich nicht vorschnell mit etwas zufrieden. Unser Arbeitsfeld erwartet dich mit vielen Herausforderungen, wenn man sich gut gerüstet fühlt, sind es Chancen!
Natürlich profitiere ich in dieser Position sehr von den Studieninhalten, die meine Ausbildung vertieft haben. Im Alltag denke ich auch noch sehr oft an meine Ausbildung an der Fachschule zurück und bin sehr dankbar, in dieser Zeit eine so wertvolle Grundlage erhalten zu haben - nicht nur in Bezug auf das Wissen, sondern auch in Bezug auf meine berufliche Haltung. Dank dieser Ausbildung verbringe ich heute sehr gerne viel Zeit mit meinem Beruf.
Josephine Grieb
"Als Coach kenne ich den Berufsalltag und die Anforderungen"
Ich habe 1989 an der Reutlinger Fachschule meine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen, war einige Jahre berufstätig und habe dann in Ludwigsburg Sozialpädagogik studiert. Anschließend absolvierte ich eine Weiterbildung zur systemischen Coach. Derzeit arbeite ich als Fachberatung für Kindertagesstätten im Bundesprojekt Sprach-Kitas „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ und bin freiberuflich als Coach tätig. Ich betreue 15 Einrichtungen mit unterschiedlicher Trägerschaft und erlebe verschiedene pädagogische Konzepte, daraus folgende unterschiedliche Raumkonzepte und differenzierte, dem Einzugsgebiet angepasste Formen der Zusammenarbeit mit den Familien. Ich berate, begleite und schule Fachkräfte und Einrichtungsleitungen und erlebe mit, wie neue Ideen ausprobiert und umgesetzt werden. Das begeistert mich.
Als Coach von Einrichtungs- und Teamleitungen erlebe ich auch die andere Seite: viel Frustration aufgrund von fehlenden Ressourcen und mangelnder Unterstützung. Mir ist wichtig zu vermitteln: Schlechte Rahmenbedingungen und der Fachkräftemangel sind harte Fakten. Trotzdem kann ich als Leitung gut für mich und mein Team sorgen, um im Berufsalltag nicht auszubrennen. Der Blick von außen kann da sehr hilfreich und unterstützend wirken.
Durch meine frühere Tätigkeit als Erzieherin und Kindergarten- und Kinderhausleiterin kenne ich den Berufsalltag und die Anforderungen, die die Zusammenarbeit mit Kindern, Familien und im Team an eine pädagogische Fachkraft stellen.
Ich kann gezielt nachfragen und andere Erfahrungen und Sichtweisen anbieten. Das, was schon immer so war, muss nicht immer so bleiben.
Meine Empfehlung an Berufsanfängerinnen und erfahrene Fachkräfte ist: Vernetzen Sie sich. Tauschen Sie gute Praxiserfahrungen untereinander aus. Lassen Sie sich dadurch motivieren, neue Ideen auszuprobieren und Bestehendes weiterzuentwickeln. Das bringt Sie persönlich weiter und erhält die Freude an der Arbeit.
Gertraude Schumacher (www.coaching-gs.de)